Grün-rote Wähler-Täuschung: gebrochene Wahlversprechen von 2011 erneut versprochen

DIE LINKE kritisiert: gebührenfreies Kita-Jahr, sozialen Wohnungsbau und Direktwahl der Landräte seit 2011 nicht umgesetzt

DIE LINKE. Baden-Württemberg kritisiert die Landesregierung heftig für die Wahlversprechen, die SPD und Grüne in den vergangenen Tagen in die Welt gesetzt haben. Grund: Alle Maßnahmen wurden bereits im Wahlkampf 2011 versprochen, in den letzten 4½ Jahren aber nicht umgesetzt – trotz Regierungsmehrheit.

„Offensichtlich wollen Kretschmann und Schmid ihre Wähler für dumm verkaufen, wenn sie ihnen alle fünf Jahre die gleichen Wahlversprechen auftischen, diese Versprechen dann aber brechen und nichts davon umsetzen“, sagt Bernd Riexinger, Parteivorsitzender und Spitzenkandidat der LINKEN bei der Landtagswahl. „Der öffentlich geförderte Wohnungsbaus ist das beste Beispiel dafür: Baden-Württemberg ist bundesweit auf dem vorletzten Platz beim Wohnungsbau und bei den Sozialwohnungen. Dazu hat Grün-Rot erheblich beigetragen, weil sie in den vergangenen 4½ Jahren viel zu wenig in den Wohnungsbau investiert haben. Nicht umsonst ist der Wohnungsmarkt in Baden-Württemberg so angespannt. Die jetzt erneuerten Wahlversprechen sind reine Floskeln, Nils Schmid vernachlässigt seit 2011 den Wohnungsbau sträflich!“

Gökay Akbulut, Spitzenkandidatin der LINKEN bei der Landtagwahl und Mannheimer Stadträtin: „Das gebührenfreie Kita-Jahr stand im Landtagswahlkampf 2011 sogar auf SPD-Wahlplakaten. Doch die SPD hat dieses Wahlversprechen bis heute nicht umgesetzt. Da ist es doch wirklich lächerlich, jetzt das gleiche Versprechen zu erneuern, obwohl die Landesregierung auch jetzt noch, bis zur Landtagswahl 2016, dieses Versprechen umsetzen könnte. Das Sprichwort ‚Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen‘ trifft hier voll und ganz zu.“

Bernhard Strasdeit, Landesgeschäftsführer DIE LINKE und Kreisrat in Tübingen: „Die Direktwahl der Landräte, mit der die Grünen sich am Wochenende gebrüstet haben, stand schon auf Seite 60 des aktuellen Koalitionsvertrags. Die Landesregierung seit 2011 umsetzen können, dazu wird nur eine Regierungsmehrheit benötigt. Doch Kretschmann persönlich hat bei der Umsetzung dieses Wahlversprechens von 2011 interveniert und die Direktwahl der Landräte verhindert, wie wir aus internen Quellen wissen. Wenn die Grünen jetzt dieses gebrochene Wahlersprechen wieder versprechen, dann ist das Wähler-Irreführung.“

LINKE in den Landtag

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Liebe Bürger*innen der Wahlkreise 53-55: Um bei der kommenden Landtagswahl überhaupt erst antreten zu dürfen, benötigen wir in jedem Wahlkreis 150 Unterstützungsunterschriften, da sich DIE LINKE. Baden-Württemberg noch nicht im Landtag befindet.

Mit einer Unterschrift bei uns, verpflichten Sie sich nicht uns zu wählen, Sie halten es lediglich für demokratisch, dass auch wir uns im Wahlkampf behaupten dürfen. Deshalb möchte ich Sie bitten, folgendes Formular auszudrucken, auszufüllen und bei nächster Gelegenheit bei uns oder im zuständigen Landratsamt abzugeben, gerne können Sie auch ihre Verwandten und Freund*innen darum bitten, für uns zu unterschreiben, wir würden uns sehr freuen!

Sie möchten DIE LINKE unterstützen? Unterschreiben Sie damit wir in den drei Wahlkreisen Donaueschingen-Tuttlingen, Villingen-Schwenningen und Rottweil zur Landtagswahl 2016 antreten können.

Donaueschingen-Tuttlingen: Unterstützungsunterschrift Donaueschingen-Tuttlingen.pdf

Adresse: Jäger, Edmond // Im Wolfsbühl 42 // 78532 Tuttlingen

Villingen-Schwenningen: Unterstützungsunterschrift Villingen-Schwenningen.pdf

Adresse: Wiegand, Marvin // Marienstraße 3a // 70178 Stuttgart (Wird weitergeleitet!)

Rottweil: Unterstützungsunterschrift Rottweil

Adresse: Dreher, Stefan // Wilhelmstraße 24 // 71034 Böblingen

DIE LINKE Schwarzwald-Baar-Heuberg geht verjüngt in den Wahlkampf

Die örtliche Partei DIE LINKE hat einen komplett neuen Kreisvorstand gewählt und geht somit mit frischem Wind in den Wahlkampf der bevorstehenden Landtagswahl im März 2016. In den Umfragen hierzu steht die Linkspartei zwischen 4 und 5 Prozent. Der Wahlkampf vor Ort wird auch durch Bundestagsabgeordneten der LINKEN unterstützt werden.

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Der LINKEN-Kreisverband Schwarzwald-Baar-Heuberg umfasst die Landkreise Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwald-Baar. In das Vorstandsgremium wurden Peter Gerstenberger (54, Schramberg), Edmond Jäger (33, Tuttlingen), Corrina Achtstetter (Tuttlingen), Dominique Kornmüller (18, Bad Dürrheim), Patrick Bausch (19, St. Georgen) und Nico Kienzler (21, St. Georgen) gewählt. Aus dem Vorstand heraus wurden Peter Gerstenberger und Edmond Jäger zu Sprechern und Nico Kienzler wurde von den Mitgliedern zum Kreisschatzmeister gewählt.

Im Mittelpunkt der Vorstandsarbeit der nächsten Zeit wird die Vorbereitung der Landtagswahl am 13. März stehen. Hierzu sind Wahlkampfstände und -aktionen in fast allen Städten der Landkreise geplant. In den Oberzentren Tuttlingen, Rottweil und Villingen-Schwenningen ist die Partei auch jetzt schon zur Unterschriftensammlung präsent. Parteien, die noch nicht im Landtag vertreten sind, müssen 150 Unterschriften sammeln, um zur Wahl antreten zu können.

In nächster Zeit wird der Protest gegen die Nachfolger von ‚SBH-Gida‘ eine wichtige Rolle für DIE LINKE spielen. LINKEN-Sprecher Jäger ruft dazu auf, sich an den Protesten zu beteiligen: „Ich hoffe, dass Antifaschisten aller Art, vom ‚Offenen Antifaschistischen Treffen‘ in Villingen-Schwenningen über NO PEGIDA VS bis hin zu allen Bürgern sich gemeinsam gegen die Rechtsradikalen einsetzen.“ Jäger appelliert: „Im Kampf gegen Rechts dürfen wir uns nicht spalten lassen.“

Genehmigung des Bundessicherheitsrats: Heckler & Koch darf Waffen exportieren

 

Der Bundessicherheitsrat hat dem Oberndorfer Hersteller Waffenexporte in Millionenhöhe genehmigt. Das meldet die Agentur „Reuters“ mit Verweis auf ein Schreiben des Bundeswirtschaftsministeriums.

 

Allein 3,1 Millionen Euro brächten demnach die Waffenexporte an den Oman in die Kasse von Heckler & Koch. Konkret geht es hier um die Ausfuhr von 48 Granatwerfern, 1.600 Gewehren und 100 Maschinenpistolen. Darüber hinaus genehmigte der Bundessicherheitsrat dem Oberndorfer Hersteller weitere Waffenlieferungen in die Vereinigten Arabischen Emirate, Libanon, Brasilien, Indien und nach Malaysia.

 

Quellle: SWR BW

 

 

Südkurier und Schwabo berichten über Wahlbeobachtung

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Die Lokalzeitungen Südkurier und Schwarzwaelder Bote berichteten über die Reise von Marvin Wiegand, Landtagskandidat in Villingen-Schwenningen, zur Wahlbeobachtung in die Türkei:

http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.villingen-schwenningen-meine-mutter-hatte-angst-um-mich.8e6d95f0-594d-480b-9469-33ff8053857f.html

http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/villingen-schwenningen/18-Jaehriger-aus-Villingen-Schwenningen-als-Wahlbeobachter-in-der-Tuerkei;art372541,8288208

Marvin Wiegand kandidiert 2016 in Villingen-Schwenningen für den Landtag

Der Landtagskandidat der Linken im Wahlkreis Villingen-Schwenningen, Marvin Wiegand (links) und Ersatzkandidat Felix Schreiber. Der Landtagskandidat der Linken im Wahlkreis Villingen-Schwenningen, Marvin Wiegand (links) und Ersatzkandidat Felix Schreiber. | Bild: Die Linke

Wiegand ist demnach gebürtiger Villinger und und Landesgeschäftsführer der Jugendorganisation Linksjugend in Baden-Württemberg, ferner Mitgründer des Ortsverbands der Linken in Villingen-Schwenningen und einer der Organisatoren des Antirassistischen Fußballturniers am 20. September 2015 auf dem Sportplatz Hilben in VS-Schwenningen. Als Ersatzkandidat wurde der 25-jährige Student und Tübinger Linke-Stadtrat Felix Schreiber gewählt.

In der Pressemitteilung forderte Wiegand den Ausbau der Gemeinschaftsschule als zweite Säule neben dem Gymnasium sowie die Verankerung des Lernziels „sexuelle Vielfalt“ im Bildungsplan. Weitere Anliegen sind unter anderem ein ticketfreier Öffentlicher Nahverkehr, Cannabis-Modellprojekte sowie mehr soziale Gerechtigkeit.

Quelle: Südkurier

Stefan Dreher ist Landtagskandidat für DIE LINKE Rottweil

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Unser Landtagskandidat Stefan Dreher

„Die Linke im Landkreis Rottweil will es nach eigenen Angaben wissen: Eine Mitgliederversammlung hat Stefan Dreher zum Landtagskandidaten für die Wahl am 13. März 2016 nominiert. Der gibt sich kämpferisch: „Seit drei Jahrzehnten immer nur schwarze Landtagsabgeordnete aus Rottweil und jetzt noch nicht mal mehr einen von der FDP. Da sage ich den Wählern: Wenn Ihr endlich wieder mal was anderes wollt, dann müsst Ihr wissen, dass mir schon acht Prozent für ein Mandat reichen,“ erklärte Dreher laut Mitteilung in seiner Vorstellungsrede am Samstag in Rottweil.

Der 60-jährige Automechaniker war lange Zeit, zuletzt hauptamtlich, bei der IG Metall aktiv, als er 2006 von Ulrich Maurer, gefragt wurde, für ihn zu arbeiten. So begann sein professioneller Einstieg in die Politik. Heute betreut er das Wahlkreisbüro des Sindelfinger Bundestagsabgeordneten Richard Pitterle, steuerpolitischer Sprecher der Linken in Berlin. In der Bundespartei ist Dreher Präsidiums-mitglied des Parteitags, auf Landesebene Sprecher der Arbeitsgemeinschaft „Betrieb und Gewerkschaft“. Seit etwas mehr als einem Jahr wohnt Stefan Dreher in Horb, auch dort kandidiert er für den Landtag.

Die Mitglieder der Linken wählten Dreher einstimmig zu ihrem Landtagskandidaten. Als Ersatzkandidat wurde der Realschullehrer André Angele (Schömberg) ebenfalls einstimmig gewählt. Der Rottweiler Kreisvorsitzende Mathias Keuthen betonte, dass ihn die Versammlung zusätzlich motiviert hat, für den Kreis Rottweil das optimale Ergebnis zu erzielen.“

Quelle: Schwarzwälder Bote

Seminar zu (a)typischer Beschäftigung in Schwarzwald-Baar-Heuberg

Teinehmer des Seminars. Leider haben wir erst sehr spät an ein Foto gedacht. :) Deshalb seht ihr hier nur noch einige unserer GenossInnen
Teinehmer des Seminars. Leider haben wir erst sehr spät an ein Foto gedacht. Deshalb seht ihr hier nur noch einige unserer GenossInnen

Heute haben sich 16 unserer Genossinnen und Genossen und einige Interessierte aus den drei Landkreisen Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwald-Baar im „Linken Zentrum Mathilde Müller“ in Schwenningen zusammen gefunden. Grund war ein Seminar zu (a)typischer Beschäftigung in den drei Landkreisen Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwald-Baar. Unter (a)typischer Beschäftigung werden gemeinhin Befristete, Teilzeit- und Leiharbeitsbeschäftigungen, sowie Minijobs verstanden.

In den drei Workshop-Gruppen des Seminars wurde die Situation jedes einzelnen Landkreises mal etwas genauer unter die Lupe genommen. Dabei haben sich einige beunruhigende Fakten herausgestellt:

In jedem der drei Landkreise sind im Jahr 2014 über 30 % der
Beschäftigten in (a)typischen Beschäftigungsformen angestellt gewesen. Im Schwarzwald-Baar-Kreis sogar knapp über 38 % aller Beschäftigten. Besonders stark davon betroffen sind Frauen. In allen drei Landkreisen sind 50 %, teils sogar deutlich mehr, aller Beschäftigten Frauen in (a)typischen Beschäftigungsformen angestellt. Somit ist jede zweite beschäftigte Frau in Arbeitsverhältnissen angestellt die häufig mit hoher Unsicherheit, schlechter Bezahlung und großem Armutsrisiko einhergehen. Die so genannten atypischen Beschäftigungsformen sind somit faktisch die typische Beschäftigungsform für Frauen.

Sehr beunruhigt hat uns auch wie viele Menschen die Bundesagentur für Arbeit in Leiharbeitsverhältnisse vermittelte. Im Zeitraum zwischen April 2014 und März 2015 wurden von der Bundesagentur für Arbeit, im Kreis Rottweil 23 %, im Kreis Tuttlingen 24 % und im Schwarzwald-Baar-Kreis sogar 28 % aller Arbeitsstellen in die Leiharbeit vermittelt.

Da wir uns, angesichts solcher Zahlen, in Zukunft verstärkt dem Kampf der Menschen widmen wollen, die sich mit solch (a)typischen Beschäftigungsverhältnissen irgendwie über Wasser halten müssen, haben wir auch gleich begonnen einige kreative Aktionen zu planen. Ihr werdet also bald wieder von uns hören! Direkt bei Euch vor Ort, oder hier.

Außerdem laden wir alle, die selbst davon betroffen sind und auch
alle, die das für eine untragbare Ungerechtigkeit halten herzlich ein
sich aktiv bei der Planung und Umsetzung der Aktionen zu beteiligen! Wir werden zwar nicht gleich die Welt aus den Angeln heben, doch wirkönnen einer der Bausteine sein, die die Situation für die Beschäftigten in Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar verbessern!

 

Bericht: Wahlbeobachtung in der Türkei / Diyarbakir

Marvin Wiegand, unser Landtagskandidat im Wahlkreis Villingen-Schwenningen, war mit einer Delegation der Baden-Württembergischen Partei DIE LINKE zur Wahlbeobachtung in der Türkei. Hier ein Beicht seiner Erlebnisse und Einschätzungen:

Es sollte nicht an euch vorbeigegangen sein, dass in der Türkei vor kurzem erneut das Parlament gewählt worden sind, nachdem das Ergebnis des ersten Anlaufs im Sommer für die regierende Partei AKP nicht zufriedenstellend war und auf Neuwahlen gedrängt wurde. Zusammen mit einer Delegation aus Baden-
Württemberg reiste ich nach Diyarbakir, um diese Wahlen zu beobachten. Zusammen mit drei weiteren Genoss*innen, darunter u.a. auch Karin Binder, wurde ich von unserer Schwesterpartei, der Demokratischen Partei der Völker (HDP), welche uns auch als internationale Wahlbeobachter*innen nach Diyarbakir eingeladen hatte, in den Südosten der Provinz, in die Stadt Bismil geschickt, um dort als „mobile Eingreiftruppe“ an Wahlorte zu fahren, bei denen es Probleme geben könnte (und zum Teil auch gab, z.B. Üztepe, s.u.). Eine weitere vierköpfige Gruppe unserer Delegation wurde damit beauftragt die Wahl in den umliegenden Dörfern zu beobachten. So gab es zum Beispiel in dem Dorf Üztepe, in das unsere Gruppe ebenfalls gerufen wurde, Probleme. Dort war die Wahlurne nicht ordnungsgemäß versiegelt, was von uns ordentlich dokumentiert wurde. 

Die Schulen, in denen gewählt wurde, zu denen wir von einem HDP-Genossen aus Bismil gefahren wurden, gab es beim Wahlablauf kaum Probleme und trotz der enormen Präsenz von schwer bewaffneten Polizisten in der Stadt (und Militäreinheiten in den Dörfern), hatten in den Morgenstunden bereits sehr viele Menschen gewählt, hunderte waren auf dem Weg zu den Wahlurnen. Nachdem wir an einigen Schulen gewesen waren, hatte sich in Bismil bereits das Lauffeuer verbreitet, dass sich internationale Wahlbeobachter*innen vor Ort befanden, um den Ablauf zu überwachen: Das gab vielen weiteren Menschen Mut, sich trotz der Anwesenheit der Bewaffneten ihre Stimme abzugeben, außerdem wurde Hände schütteln ein fester Bestandteil der Tagesordnung. Viele Menschen dankten uns für unsere Anwesenheit und oft mussten wir eine Einladung zum Tee schmerzlich ablehnen.

Am Nachmittag tourten wir mit der Bürgermeisterin Cemile Eminoğlu (BDP) durch die Stadt. Als bei jedem Zwischenstopp mit ihr plötzlich hunderte Menschen um sie herum standen und sie begrüßten, bemerkten wir, welchen großen Rückhalt sie in der Bevölkerung besitzt. Dennoch gelang es uns stets, zügig voran und
zur nächsten Station unserer „Tour“ mit ihr zu kommen. Cemile hatte Glück, denn im Vorfeld der Wahl wurden hunderte Funktions- und Mandatsträger, darunter auch Bürgermeister*innen die der HDP Nahe stehen
inhaftiert, am Wahltag wurden sogar ehrenamtliche Anwält*innen der Partei von der Polizei in ihren eigenen Wohnungen als Geiseln genommen, wie uns am Abendessen mitgeteilt wurde. Direkt neben einem weiteren Wahllokal zeigte sie uns den Ort eines scheußlichen Verbrechens. Vor einem Monat wurden dort Jugendliche enthauptet und anschließend verstümmelt, die Anwohner*innen vermuten hinter der Tat das türkische Militär, welches in den Monaten zuvor zusammen mit der Polizei versuchte die kurdische Bevölkerung im Osten des Landes mit brutalen Einschüchterungsversuchen von der Wahl der HDP abzuhalten. Auch in der Nacht
zuvor wurde in Bismil aus fahrenden Fahrzeugen der Behörden auf Häuser geschossen.

Alleine diese Methoden von Seiten des türkischen Staates lassen es nicht zu, die Parlamentswahlen in der Türkei als „demokratisch“ zu bezeichnen. Man stelle sich vor an einem Wahltag in Deutschland würde es ähnlich ablaufen: Verhaftete, Wasserwefer an jeder Ecke, massive Präsenz von Polizei und Militär,
Beschuss, Anschläge Verletzte, Verhaftete und Tote im Vorfeld. Kaum vorstellbar, oder? Im mehrheitlich von Kurd*innen bewohnten Osten der Türkei aber bittere Realität. Als die Wahllokale geschlossen hatten, besuchten wir an drei Schulen die Auszählungen, welche ebenfalls von bewaffneten Polizisten überwacht wurde. In diesen Schulen wählten bis zu 90% der Stimmberechtigten die HDP, im Umland gab es sogar Dörfer, in denen zu 100% die HDP gewählt wurde. Für die Menschen hier bedeutete die Wahl zwischen AKP und HDP die Wahl zwischen Krieg und Frieden, weshalb so viele Wähler*innen wie möglich mobilisiert worden sind.

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Nach der Auszählung wurden die Urnen von den Wahlkampfleitern, eskotiert von Polizei, Militär und vielen kritischen Bewohner*innen, welche einen Austausch gegen gefälschte Wahlurnen befürchteten, zum Büro des Wahlrichters gebracht, während wir im Büro der HDP einen letzten Tee tanken, bevor wir die Stadt verließen. Kaum waren wir gegen 19:30/20:00 Uhr zurück in unserem Hotel angekommen, wurde im Fernsehen bereits verkündet, dass 70% der Auszählung bereits abgeschlossen wurde.

Unmöglich, urteilte Erhan, welcher für die internationalen Delegationen verantwortlich war und sich mit uns im Hotel befand, da bei der Wahl im Sommer zur selben Zeit gerade einmal 30-40% der Stimmen ausgezählt waren. In einigen Hochburgen der HDP wurden außerdem massive Verluste verzeichnet, welche einfach nicht möglich sein konnten. Zum ersten Mal sprach jemand von aktiver Wahlmanipulation. Einer unserer Gruppen, welche in Silvan die Wahl beobachtete, folgten zwei Unbekannte bis vor das Hotel, von denen wir vermuteten, dass sie Zivilpolizisten waren. Zwei weitere suspekte Personen hielten sich plötzlich auch im Hotel auf und beobachteten uns, was eine bedrohliche Stimmung erzeugte. In unserem Viertel konnte man die Anspannung spüren, für unseren Geschmack und für den, der HDP-Genoss*innen war es viel zu ruhig. Zwar hatte die HDP ihre Anhänger*innen dazu aufgerufen, keine Feste o.ä. in den Straßen zu feiern (Feste, die niemand in dieser Situation hätte feiern wollen), trotzdem war niemand(!) auf den Straßen. Viele Geschäfte und Restaurants schlossen unüblich früh, weil keine Kund*innen mehr kommen wollten und nur mit Mühe fanden wir einen Ort für unser Abendessen.

Im Restaurant stieß Feleknas Uca, eine aus Deutschland stammende HDP Abgeordnete aus Diyarbakir, welche bereits von 1999 bis 2009 für DIE LINKE im Europaparlament vertreten war und uns mehr über die Geschehnisse in der Stadt Diyarbakir und anderen umliegenden Städten und Dörfern, sowie über den Ausgang erzählen konnte. Auch sie erklärte, dass die Auszählung viel zu schnell beendet worden war und in vielen Orten Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung aufgetreten sind.

Zwar konnte die HDP bei den gestrigen Wahlen erneut ins türkische Parlament einziehen und die AKP konnte keine Mehrheitsverhältnisse herstellen, bei denen es ihr möglich wäre die Verfassung im Alleingang hin zu einem Präsidialsystem zu verändern, dennoch sind die Erlebnisse vor und während der Wahl, sowie der bisher ausbleibende internationale Aufschrei, sondern die Anerkennung durch die Bundesregierung und die EU eine herbe Enttäuschung für unsere Genoss*innen vor Ort.

Wie sich die Lage in der Türkei in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird ist nun im Moment noch nicht abzusehen. Durch die massive Repression und die Wahlmanipulationen ist die Alleinherrschaft der AKP unter Erdogan, die ihr im Sommer verwehrt blieb, nun gesichert. Wie der Friedensprozess in Kurdistan
weiter gehen wird, bleibt vorerst offen.